Vergleiche zwischen Games - Wie sinnvoll sind sie?


Warum man Games nur bedingt vergleichen sollte

Ein Jeder kennt dieses Thema "Ist dieses Game genauso gut wie ... ". Dabei sollte man sich doch ab und an mal die Frage stellen: "Wie sinnvoll ist es so einen Vergleich anzustellen oder wäre es nicht besser ein Game als etwas Eigenständiges zu betrachten?"


Die Problematik

Immer wenn ein neues Game in den Handel kommt, liest man an diversen Ecken Fragen von Menschen wie "Ist das Game denn wie x" oder "Ist es besser/schlechter wie ein älteres Bekanntes"

Dabei versuchen diverse Games eben mehr als nur ein Klon oder eine Kopie von etwas anderem zu sein. Vorallem aber sollte man in den meisten Fällen bedenken, dass die Games mit denen sich Neue messen müssen, meistens nicht die Ersten in ihrem Genre waren, sondern einfach nur die, welche am Meisten Aufmerksamkeit bekamen, bzw am Bekanntesten wurden.

Skyrim, Minecraft oder Diablo waren nicht die ersten Games die dieses Genre "erfunden" haben, dennoch werden sie jedes Mal als Vergleich genannt und dadurch haben es neue Games in diesem Genre meistens sehr schwer.


Fehlende Objektivität bei den bekannten Titeln

Als Beispiel nehme ich nun mal die Dark Souls Reihe und Games wie Lords of the Fallen, The Surge, Bloodborne, Salt&Sanctuary und Dead Cells.

Aus meiner Sicht sind die Dark Souls Titel nicht das Non-Plus-Ultra. Sie haben selber Probleme in den Mechaniken, wie teils komische Hitboxes. Das Leveldesign ist an vielen Stellen doch recht schlauchig. Bosse gibt es viele, aber viele fühlen sich auch sehr gleich an.Vom "Multiplayer" mal ganz zu schweigen, die im PvP sehr gut sind, aber in Sachen PvE Gameplay doch eigentlich alles zerstören, weil Gegner und Bosse einfach nicht auf mehrere Spieler ausgelegt sind und nicht dementsprechend reagieren können und der eigentliche Punkt der dieses Genre auszeichnet und zwar die "Herausforderung" zunichte gemacht wird.Wenn man einen Dark Souls Titel im Co-Op spielt, dann fokussiert sich der Gegner oder Boss die meiste Zeit nur auf einen Spieler und kann nicht auf die weiteren Spieler angemessen reagieren, sodass diese eine Herausforderung verspüren. Meistens haben sie freie Hand und können tun und lassen was sie wollen. Nur in seltenen Fällen wechselt der Gegner mal das Ziel und dann hat der vorherige betroffene Spieler halt freie Hand. Große raumfüllende AOE Fertigkeiten werden dann auch meistens gleich als "unfair" betrachtet.

Games wie Lord of the Fallen, The Surge oder auch Salt&Sanctuary wagen sich hier nun neue Ansätze in Sachen Setting und Präsentation und gleich stehen sie im direkten Konkurrenzkampf mit der Frage "Aber das ist doch nicht wie, das ist doch Mist (weil ich es nicht so kenne)" Hier schwankt so eine starker Widerspruch mit, dass ich persönlich froh bin kein Entwickler zu sein. Denn eine wirkliche Lösung hätte ich auf dieses Problem nun nicht parat.

Bei Skyrim sieht es nicht besser aus. Es gibt Gamebreaking Bugs die bis heute nicht gefixt wurden, seitens des Entwicklers, aber sie werden einfach in Kauf genommen, weil: Nunja, das ist hier nun die Frage. Ich persönlich denke, es hängt einfach damit zusammen "Es ist populär, so viele finden es gut, es "kann" gar nicht schlecht sein und die Sachen, welche nicht so gut funktionieren nehme ich halt in Kauf". Bei Minecraft sieht es nicht besser aus, auch hier soviele Bugs die seit Jahren einfach nicht gefixt werden und wo der Entwickler scheinbar sich auch nicht für interessiert.

Aber ich frage mich nun: Warum nehmen so viele Menschen bei neuen Titeln andere Dinge nicht auch einfach in Kauf, die nun nicht ganz so perfektioniert worden oder ist es einfach nur die Gruppe an Menschen des populären Games, welche diesen Druck unterbewusst aufbaut, dass man ein neues Game in diesem Genre, einfach erstmal schlecht reden muss, weils ja nicht genauso wie das alte und bekannte ist?


Neu muss es sein, aber auch nicht zu anders

Diese Erkenntnis haben wir nun gewonnen, doch dann stellt sich doch die Frage: Was soll neu werden, ohne dass es als schlecht empfunden wird?

überall liest man Kommentare und Meinungen von Menschen, die sich wünschen mehr Games in einem Genre spielen zu können, welche aber im selben Atemzug meistens auch sagen "Das ist doch nur ein Klon, dass ist kann nicht gut sein, weil das Original besser ist" Ich sehe dies eher kritisch, da es nun mal gewisse Merkmale gibt, die ein Genre ausmachen und da bleiben am Ende doch recht wenig Dinge, welche man ändern kann, wie z.B: Setting, Charakter-Progression, Schwierigkeit, Story, Soundtrack und Grafikdesign. Diese Dinge sind aber meistens nur eine Frage des Geschmacks und machen in der Regel ein Game zu etwas Eigenem. Nun gibt es hier halt das Problem mit dem "Original", welches wie oben schon erwähnt, meistens nicht das erste Game in diesem Genre war, aber halt das Bekannteste. Da stellt sich nun die Frage: Was sollte ein Game anders/neu machen, wenn man die Geschmacks behafteten Dinge mal außer acht lässt? Die eigentliche Antwort, wäre "nichts", denn wenn man am Gameplay anfängt etwas stark zu ändern, rutscht dieses Game dann automatisch in ein anderes Genre und muss sich dann halt mit anderen Games, aus dem dann betroffenem Genre, vergleichen lassen. Der Spielemarkt da draußen ist mittlerweile nun mal sehr ausgeprägt und es gibt eigentlich fast keine neuen Genres mehr, sondern meistens nur noch Games die eben versuchen gewisse Genre miteinander zu vermischen. Genauso wie in der Musik.

Wenn man nun also gerne Genre x spielt und sich mehr in diesem Genre wünscht, dann sollte man doch eventuell auch außer Acht lassen, dass es sich aus Gameplay Sicht doch recht ähnlich anfühlt, wie ein anderes, bereits gespieltes Game, in diesem Genre anfühlt. Ansonsten sollte man doch eher vielleicht mal darüber nachdenken, ein neues Genre zu probieren, wenn man nicht nur "etwas ähnliches möchte"


Indie Games nicht so stark betroffen

Merkwürdigerweise sind kleine Indie Games nicht ganz so stark von diesem Vergleichs-Wahnsinn betroffen. Sie wagen auch deutlich häufiger neue Ansätze und mischen deutlich häufiger bekannte Gameplay Elemente zu etwas "Neuem". Allerdings ist hier auch festzustellen, dass man von Menschen eher Dinge liest "Ist das denn in etwa wie ... " oder auch "Das sieht ja aus wie ... " Aber eben ohne diesen Unterton "Das ist ja nur ein Klon". Gerade im Rogue-like Segment gibt es mittlerweile eine riesengroße Auswahl an Titeln, alle sind irgendwo etwas Eigenes, aber haben doch alle den selben Kern der random generierten Umgebung und des meistens herausfordernden Gameplays, welches meistens mit Permadeath verbunden ist. Diese Games wie z.B. Nuclear Throne, Enter the Gungeon, Cryptark, Binding of Isaac, Roguelands, Rogue Legacy spielen sich alle doch irgendwie gleich, machen aber für sich alle Spass. Nirgends hat man hier jedoch das Gefühl, dass so stark verglichen wird, wie zwischen einem Skyrim, Witcher und einem Kingdoms of Amalur. Oder zwischen einem Dark Souls, Lords of the Fallen und Bloodborne. Oder auch dem ewigen Kampf zwischen Diablo und Path of Exile.


Spiele sollen Spaß machen

Ist es nicht genau das, worauf es ankommt? Das ein Spiel Spaß macht, dass einem das Setting gefällt und sollte man deswegen nicht eher das Game als etwas Eigenständiges betrachten und maximal erwähnen "Fühlt sich vom Gameplay an wie ...", aber eben ohne dieses "ist es deswegen automatisch besser/schlechter als". Macht ein Game automatisch, weniger oder mehr Spass, nur weil einige Gameplay Elemente "anders" sind oder nicht vorhanden, wenn aber das "Gesamtpaket" rund und stimmig ist?

Warum "muss" ein Game alles haben, was sämtliche andere Titel in diesem Genre, bereits schon verwendeten. Wie eben zum Beispiel Multiplayer, Crafting oder Levelsystem. Nur weil sich ein Entwickler dazu entscheidet, dieses Gameplay Element nicht mit aufzunehmen, heißt es nicht automatisch, dass dieses Game automatisch schlecht ist oder schlechter als ein anderes. Dies sind halt Gamedesign entsprechende Entscheidungen die dazu dienen das Gesamtpaket zu formen und eine eigene Spielerfahrung zu erschaffen.


Die Suche nach dem Neuen und Besseren: Dem Perfekten

Ich vergleiche an dieser Stelle immer gerne mit Beziehungen zwischen Menschen. Wenn ich konstant nur vergleiche was ein eventueller neuer Partner besser oder schlechter macht als der Alte und eigentlich nur nach dem "Perfekten" Suche, wird man irgendwann einfach nicht mehr fündig. Es gibt keinen absoluten Perfektionismus, eben aufgrund der Geschmackssache. Was für den einen ein Nachteil ist, ist für einen anderen vielleicht ein Vorteil. Für mich sind bei einigen Games die Sache mit "nur Soloplayer" sogar von Vorteil, weil ich dann weiß: Das Spiel wurde darauf ausgelegt und dementsprechend designed, ohne dass versucht wurde einen Spagat zu bilden ums allen Parteien recht zu machen. Meistens haben Titel, welche Singleplayer, Co-Op und Multiplayer anbieten, zum Teil deutliche Schwächen in einem der Bereiche, weil eben der Fokus auf eine Sache speziell gelegt wurde oder der Fokus auf alle Bereiche aufgeteilt wurde und es dadurch alles nur durchschnittlich endete.

Genauso sieht es mit einem anderen Gameplay-Element aus: Charakter-Editor. Ja, sich selber einen Charakter zu erschaffen, der eigenen Vorlieben und Geschlecht entspricht kann zur Immersion beitragen, aber "kann" es nicht eventuell auch gut sein, eine vordefinierte Geschichte eines "Helden" zu spielen? In Büchern und Filmen haben wir auch vorgefertigte Charaktere und kaum einer schreit hier auf "aber ich hätte doch lieber meinen eigenen Helden, warum gibt es so wenig interaktive Bücher/Filme die darauf Rücksicht nehmen?" oder auch "Ja Buch x kann zwar eine geile Story haben, aber der Hauptprotagonist ist leider weiblich und ich bin männlich, damit kann ich mich so gar nicht identifizieren, darum ist das Ganze leider totaler Mist".


Ist es am Ende nicht doch nur eine Geschmacksfrage?

Aus meiner Sicht schon, da man es sowieso nicht allen Menschen recht machen kann, da der Geschmack doch viel zu unterschiedlich ist. Aber gibt es nicht deswegen auch eine so reichhaltige Auswahl an Dingen, eben um die verschiedenen Geschmäcker abzudecken?

Ich persönlich schaue bei neu erscheinenden Games eigentlich nur noch ob das Gesamtpaket stimmig ist und ob mir das Gameplay zusagt oder nicht. Nicht aber, ob es Element x nun besser oder schlechter macht, als ein anderer Titel in diesem Genre, weil nur weil es z.B. nicht vorhanden ist, heißt es nicht, dass das Gesamtpaket dadurch weniger Spaß bringt kann.

Im Ganzen sollte sich jeder für sich vielleicht auch die Frage stellen "Was will ich?". Wenn ich Bekanntes liebe, dann vielleicht dabei bleiben oder wenn Neues gewünscht, sich vielleicht auch eventuell mal darauf einlassen?